Am Anfang war das Feuer...
Die Geschichte von MAYFLOWER begann eigentlich mit der Tatsache, dass Walter im zarten Alter von 13 Jahren zwar schon 3 LP`s besaß, aber keinen Plattenspieler zum Abspielen.
Die Welt war klein, besonders in Arzbach und so machte sich der Knabe auf die Suche nach Gleichgesinnten.
Diese Gleichgesinnten fand er in Siggi und Hans-Peter (Detsche), die für die damaligen Verhältnisse sehr gute Phono-Geräte (Dual) ihrer Eltern hatten.
Deep Purple, Led Zeppelin, Pink Floyd, Yes oder Zappa waren die progressiven Meilensteine, aber auch Flower-Power indizierte Einflüsse wie Cat Stevens oder Janis Joplin bis zum Glam-Rock der 70er a la Slade , T-Rex oder Sweet.
Mit dieser Musik betraten wir eine andere Welt, eine Traum- und Zwischenwelt voller Möglichkeiten, Hoffnungen und Inspirationen.. eine alternative Lebenshilfe.
Was wohl der alte Mann dachte, als er beim Spazierengehen zwei Jugendliche, mit geschlossenen Augen, in entrückter Ekstase, auf freiem Feld, Luftgitarre spielen sah, wobei wir uns vorstellten das gesamte Arzbacher Tal wäre das größte Open-Air-Gelände der Welt und wir die Headliner von Woodstock in Arzbach.
Geiles Feeling....Phantastisch ....Grandios....
Die Realität sah aber etwas anders aus:
Die Früchte des deutschen Wirtschaftswunders wie steigender Wohlstand und der Errungenschaften der sexuellen Revolution (Pille) gingen einher mit verknöcherter, verklemmter und schwarz-katholischer Kleinkariertheit.
Und wir waren die Rebellen, die Revolutionäre, die Out- Laws eines anderen,neuen Lebensgefühls (zumindest glaubten wir das.).
Zeitschriften wie Sounds, Musik-Express und Bravo illustrierten unsere Träumenach diesem anderen, neuen Lebensgefühl.
Denn zu dieser Zeit gab es in Arzbach absolut nichts für Jugendliche.
Für die Kneipe zu jung, ne Jugendgruppe war gerade erst im Aufbau ,also ging es mit dem Mofa auf die Straße oder zum Radio- oder Plattenhören nach Hause, wenn die Alten (meist bei Detsche) nicht da waren.
Irgendwann 1974 kamen Detsche und Walter auf die Idee ne Band zu gründen.
Siggi war sofort Feuer und Flamme. Außer ein paar Akkorden, beim Dorfschullehrer Nägler mühsam erlernt, waren die musikalischen Fähigkeiten bei Walter und Siggi mehr als gering und außerdem war Detsche Linkshänder.
Alles kein Problem... Detsche der alte Autodidakt packte sich die nötigen Akkorde und Schlagtechniken mit Lehrbüchern drauf, inklusive dem Kauf einer E-Gitarre,
Siggi wurde zum Bassist degradiert und bekam `nen Hägström-Bass zu Weihnachten und Walter ne E-Gitarre vom Otto-Versand für DM 175,-.
Proberaum? Kein Problem !
Der Proberaum war die Waschküsche von Melsch-Lena (Walters Urgroßmutter), 2m x 4m mit Ölofen , zuerst ohne Strom, dann mit einer Steckdose.
Der Verstärker ?? Alles kein Problem. !
Ein Echolette BS 40 mit 4 Eingängen von den Tanzmusikern aus Kadenbach.
Schlagzeug??? Überhaupt kein Problem !
Kornapps Horst spielte doch die dicke Drömm beim Spielmannszug, den fragen wir. „Klar werd ich Euer Drummer zumal ihr ja schon nen Auftitt in meiner Jugendgruppeim Haus vom Caritas- Schorsch ausgemacht habt“
Das Schlagzeug als Bausatz für DM 600 ,- löste die schaumgummi-verstärkten Persil-Trommeln ab.
Jetzt konnte es los gehen, mit 3 Gitarren und einem Monacor- Mikro über einen alten Bassverstärker, bis dieser weiß qualmte und schrecklich verbrannt roch.
Was waren wir grottenschlecht, aber für uns klangen wir wie die Götter.
Zitat vom Nachbar Kaule Alois: „Macht nur so weiter ihr Junge. Seit dem ihr Musik macht, hab ich kein Ratte mehr im Keller.“
Oma Hilda sagte immer nur: „Walter mach langsamer.“
Der Rest vom Dorf: Betretenes Schweigen oder spöttische Ablehnung.
Aber wir waren jetzt etwas besonderes........wir waren eine BAND.
Fehlte nur noch der Name?
„Solid Angel“ (Hard-Rock), „ Plökenstein (Krautrock) oder „Kataplasma Gypsys“ (als Anlehnung an elektronisch-psychedelische Klangversuche von Detsche und Walter) wurden vorgeschlagen, MAYFLOWER (Revell- Modellschiff von Walter) wurde genommen.
Dann das offzielle 1. Konzert am 25.07.1975 in der alten Turnhalle ging indie Legende der Arzbacher Dorfhistorie ein. Bei 99 Pfennig Eintritt bot die Band bei 200 Watt Licht (= zwei bunten Glühbirnen)und Detsches selbst gebauter Gesangsanlage ein audiovisuelles Großereignis vor 158 Zuschauern.
Alles egal: Die Band war geboren. Walter Huber, November 2006
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